Noch heute sind mir viele Vorfälle aus meiner Kindheit und Jugend bewusst, die für große Spannungen sorgten.
Aufgewachsen bin ich in einer damals kleinen Gemeinde mit drei älteren Geschwistern, einer liebevollen kreativen Mutter und einem Vater, dem strenge moralische Ansprüche wichtiger waren als eine liebevolle Vater - Tochter Beziehung. Dies alleine sorgte bei mir, einem fröhlichen Freigeist, schon als Kind für große Spannungen.
Er war der Direktor aller drei Schulen im Ort: Grundschule, Hauptschule und der Realschule. Dabei hatte er den Ehrgeiz, möglichst alles alleine zu managen, so dass der enorme Stress nicht nur das Familienleben überschattete, sondern auch seine Gesundheit sehr darunter litt. Auch für seine Lehrer*innen war vor allem der Umgang mit mir als seiner Tochter herausfordernd. In der Grundschule wurde ich besonders hart gemaßregelt, wenn ich mich lautstark oder auch körperlich für diejenigen einsetzte, die sich nicht zu wehren wussten. Nur damit es nicht hieß, die Tochter von... wird bevorzugt.
Da meine Geschwister alle auf einem Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Gymnasium waren, musste ich aus praktischen Gründen auch auf dieses Gymnasium, obwohl mir diese Fachbereiche völlig zuwider waren. Auch weigerten sich die Lehrer mich bei meinem Namen zu nennen, da er ihnen zu fremd schien und sie meine dementsprechende Sympathie erwarben.
Zurück auf der Realschule meines Vaters bekam ich die volle Wucht an Schikane durch den Konrektor zu spüren, der keine Gelegenheit ausließ, mich zu demütigen. Von meinem Vater hieß es dann nur, wenn ich Hilfe brauchte: "Du mit deinen Geschichten! So etwas würde Herr... niemals machen!"
Sätze wie diese gepaart mit: ,,Was denken da die Nachbarn!" und: ,,Man mischt sich nicht in die Angelegenheiten Anderer ein" waren prägend auch für viele meiner Freunde.
So wurde in den Familien gedemütigt, geschlagen und es gab auch sexuelle Übergriffe, wie ich später erfuhr. Immer unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit!
Glücklicherweise hatte ich seitens meiner Mutter genug Optimismus mitbekommen. Als Ventil entdeckte ich für mich das Theaterspielen.
Viele meiner Freunde hatten dies nicht. Sie nahmen Drogen, Alkohol, bekamen schwere Depressionen oder Krankheiten. Zu viele von ihnen haben das 50 Lebensjahr nicht erreicht.
Heute, mit meiner Arbeit in der lebendigen Prävention erfülle ich mir mein Versprechen, das ich mir als Kind gab: ,,Wenn ich groß bin, möchte ich dazu beitragen, dass wir friedlicher, fröhlicher und glücklicher miteinander leben."